Die Gewittersaison 2023 war in Europa ungewöhnlich stark. Es gab vor allem durch extremen Starkregen und Downburst hohe Schäden.
Insgesamt war der nicht nur die Gewittersaison April-Oktober, sonder auch der Sommer sehr nass.
Auch in einigen Regionen von Deutschland war es die kräftigste Gewittersaison seit 2014. In den Kreisen Unna/Hamm und Soest gab es zahlreiche Gewitter-/Unwetter mit Starkregen, oft mit Regensummen zwischen 35-100 Liter.
Die Gewittersaison fing bereits im April an. Auch wenn es schon im Süden von Deutschland im März sogar durch vorderseitige Warmluft-Konvektion erste Gewitter gab. Am 20. April zogen kräftige Schauer und Gewitter von Süden über Deutschland. Am späten Abend entwickelte sich über dem Kreis Soest/Unna obwohl die Luft gar nicht mehr so warm war, nochmals ein stärkeres Gewitter. Das Gewitter verstärkte sich über dem Westen von Hamm und es gab oft Blitze. Das ungewöhnliche war, das nicht anfing zu regnen sondern es fing mit einzelnen Hagelkörnern an. Dann gab es einen heftigen Hagelschauer mit Korngrößen von ca. 0,5-3 cm. dazwischen etwas Platzregen, aber meist Hagel. Der Schauer dauerte ca. 3-5 Minuten und dann wurde es schon wieder trocken. Das Gewitter zog über den Nordwesten von Hamm Richtung Kreis COE/WAF und löste sich etwas später auf.
Es war für die Jahreszeit, Luftmasse und auch Tageszeit ein sehr heftiges Gewitter, da es mehr Hagel als Regen gab und sich kurz vor Hamm gegen 22:00 Uhr verstärkte, wie sonst meist nur in den Sommermonaten zu beobachten ist.
Schäden wurden nicht bekannt, auch Windböen blieben aus.
Im Mai gab es dann wieder einige Gewitter. Der 22. Mai war in West-Deutschland der erste Unwettertag.
Es gab an einer Konvergenz heftige Gewitter mit extremen Starkregen/Hagel. So zum Beispiel im Kreis Soest und in OWL wo es über Stunden zwischen 50-100 Liter Regen gab. In Hamm war vor allem der Südwesten betroffen, dort fielen 25 Liter in 1 h, dazu gab es heftige Blitze. Im Osten von Hamm traf ein Blitz einen Baum. Die Feuerwehr musste die Straße kurz sperren und den Baum klein sägen.
Im Kreis Soest gab es große Überschwemmungen.
Von Ende Mai bis zum 20. Juni entwickelte sich ein Hoch über West-/Mitteleuropa und es gab trocken-warmes früh-sommer Wetter mit frischen Nächten und warmen Temperaturen tagsüber. Es war die einzige trockene Wetterphase des gesamten Sommers 2023.
Dann deutet sich eine Gewitterserie an.
Auf der Vorderseite eines Tiefs zogen am 20. erste Gewitter und ganz vereinzelt Unwetter über den Süden und Westen von Deutschland. Am 21. Juni zog ein kleiner MCS über Süddeutschland und es gab eine Böenwalze mit schweren Sturm- und Orkanböen.
Die Modelle deuten schon einige Tage für den 22/23. Juni eine schwere und ungewöhnlich Gewitterlage über Deutschland/Alpenraum an. Ein Tief mit hoher Luftfeuchte konnte die warme Luft bis in den nördlichen Kern einsaugen. Über den Ost-Alpen wurden 3000-5000 J/kg vorhergesagt. Für Deutschland 1000-2500 mit Ausnahme von Norddeutschland.
Am 22. Juni 2023 zog am Mittag ein kleines Regengebiet über den Westen dahinter entwickelten sich dann von Frankreich/BNL schwere Gewitter die in den Südwesten/Westen von Deutschland zogen. Das schwerste Unwetter entwickelte sich im östlichen Sauerland und zog bis Nordhessen. Kassel wurde am stärksten von dem Unwetter getroffen. Hier entwickelte sich das Gewitter zu einer Superzelle und es gab Starkregen, Groß-Hagel und teils sogar Orkanböen.
Am Nachmittag/Abend bildeten sich auch von Bayern bis Ostdeutschland schwere Gewitter.
Gleichzeitig zog von Westen, da der Tiefkern nun über Norddeutschland lag, die Kaltfront mit kräftigen Dauerregen/Starkregen in den Nordwesten von Deutschland. Am späten Abend ließen die Gewitter im Süden/Osten langsam nach. Der Starkregen im Westen zog in der Nacht zum 23.06.2023 weiter nach Osten bis etwa Emsland/OWL, es gab im Westen und Norden von NRW verbreitet vollgelaufene Keller und Überflutungen auf Straßen und Feldern. Hinzu kam, das der Luftdruck auf der westlichen Tiefkernseite kurzzeitig stark absank und so kam es im Nord-NRW vorübergehend etwa zwischen 00:00 und 3:00 Uhr zu stürmischen Böen und Sturmböen, ganz vereinzelt sogar schweren Sturmböen. Es gab neben den Überflutungen also auch abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume.
Die Situation im Hamm gegen 1:00 Uhr erinnerte an ein Unwetter. Da der Starkregen durch die Sturmböen über die Straßen und Dächer geweht wurde.
Die Feuerwehren hatten bis Freitag-Vormittag vor allem im Ruhrgebiet, Münsterland, Sauerland und OWL viel zu tun. In Hamm musste die Feuerwehr zu 50 Einsätzen wegen vollgelaufenen Kellern, abgebrochenen Ästen, umgestürzten Bäumen ausrücken. Bei einem Einsatz kam sogar Wasser in ein Wohnhaus.
Im Kreis Soest gab es teils Hochwasser an Bächen.
Die Gewitter, Unwetter und Starkregen/Wind haben am 22./23. Juni 2023 einen Schaden von ca. 25. Mio. Euro hinterlassen.
Wetterkarten und Bilder von der Gewitter/Starkregenlage 22./23.Juni 2023:
Insgesamt baute sich den Gewittern/Regen eine nasse westliche Strömung auf. Am 4. Juli bildete sich ein für die Jahreszeit ungewöhnliches Sturmtief, das aber Hautsächlich über den Nord von Holland zog. Aber Auch im Nordwesten von Deutschland gab es Sturm ca. 65-90 Km/h, an den Nordseeküste sogar vereinzelt orkanartige Böen. Es gab im Gegegnsatz zu Nordholland wo Orkanböen bis 145 Km/h große Verwüstungen hinterlassen haben, nur wenig Sturmschäden.Eine markante Südwestlage brachte kurzzeitig starke Hitze und kräftige Gewitter im Westen wie am 9. Juli. Am 29. Juli zogen wieder kräftige Schauer und Gewitter von Westen nach NRW, teils gab es auch Starkregen.
Am 11./12. Juli zog ein MCS / MCC über West-Frankreich, Nord-Italien, den Alpenraum bis Süddeutschland und es gab schwere Unwetter teils mit Hagel und Orkanböen!
So auch am 2. August als kräftige Schauer und Gewitter nach Westdeutschland gezogen sind und sogar vereinzelt Downburst ausgelöst haben.
Am 6. August kam es mit einem Tief über Norddeutschland erneut zu einer Gewitterlage im Westen. Diese war allerdings nicht wie typisch mit schwül-warmen Luftmassen verbunden, sondern entwickelte sich über den dynamischen Impuls im Trogsektor südlich des Tiefkerns.
Es gab teilweise Starkregen bis zu 120 l/m² in wenigen Stunden. Die Gewitter zogen aufgrund schwacher Höehnwinde, trotz dynamischer Luftschicht nur langsam weiter, so das an es zu Starkregen/Dauerregen über mehrere Stunden kam.
In Hamm bildetet sich gleich mehrere Gewitter über der Stadt und wuchsen zu einem großen Unwetter zusammen. Es gab heftigen Starkregen bis 100 l/m² in 3-6 Stunden. Ich bin von Hamm Herringen aus, da der Gewitterkern über der Stadtmitte lag in das Unwetter hinein gefahren. Es gab Starkregen und auf Feldern bildeten sich große Wasserflächen. Die Kanalisation war mit den Regenmengen überfordert. Der Regen war so stark, das man den Autoverkehr kaum noch hörte. Es hat ca. von Toom Baumarkt bis Kaufland heftigen Starkregen gegeben, der Spaziergang dauerte etwa 45 Minuten, genauso viel Regen fiel auch in der Zeit. Vom Bockum-Hövel bis zur Stadtmitte kamen >90 Liter Regen in 2 Stunden zusammen.
Am Abend ging der Starkregen in Dauerregen über und lag etwa vom südlichen Münsterland über Hamm bis in den Kreis Soest. Es kamen nochmals 20 bis 30 Liter Regen dazu. Der Bach in Herringen war von ca. 35 cm auf über 2 Meter angeschwollen und führte neben Müll auch Zweige und sogar Äste und abgesägte Baumstämme mit sich.
Im ganzen Stadtgebiet fielen 30-70 Liter, zwischen Bock-Hövel bis zur östlichen Mitte >90 Liter Regen. Die Feuerwehr hatte jede Menge zu tun. In Bockum-Hövel war die Römerstraße überflutet und auf der Warendorferstraße floß Wasser von den Feldern in die Bahn-Unterführung, so das die Straße dort 1 Meter voll Wasser stand. Ebenso gab es im Hamm Norden auf einigen Straßen Hochwasser bis zu 1 Meter und Gullydeckel wurden hochgespült.
Die Feuerwehr hatte 300 Einsätze aufgrund des Unwetters. Aus andere Städten kamen Feuerwehren zu Hilfe, da die Feuerwehr Hamm mit den Einsätzen nicht mehr nachkam.
Es war das stärkste Starkregen-Unwetter seit dem Juli 2014, das seinerseits 700 Feuerwehr-Einsätze forderte und damals als Jahrhundert-Unwetter mit 98 l/m² in 2-4 h zu Buche ging. Nur 9 Jahre später erreignete sich wieder ein ähnliches Unwetter. Und am 9. August 2020 gab es ebenfalls mit 40-70 Liter in 2 Stunden ein heftigen Unwetter. Am 14. August 2020 sogar bis 130 Liter Regen in 3 Stunden zwischen Hamm-Norden (Heessen-Bauernschaft) und dem südlichen Kreis Warendorf (Drensteinfurt)!
Bilder vom Starkregen/Hochwasser in Hamm 6. August 2023:
Weitere kräftige Schauer und örtlich Gewitter zogen am 12.08.2023 über Westdeutschland. Danach baute sich eine schwül-warme/heiße Südwestlage auf und die nächste Gewitter-/Unwetterlage gab es am 17./18. August. Über Süddeutschland zog ein starker MCS mit Sturm-/Orkanböen und Starkregen bis zur Mitte von Deutschland. Nordwestlich des MCS als in NRW bis Ost-Holland entwickelten sich aufgrund der Eigen-Dynamik des MCS sogenannte Konvergenzen. An diesen Konvergenzen bildeten sich in der Nacht vom 17. auf den 18. August besonders über dem Ruhrgebiet und Ostholland starke Gewitter mit Starkregen. da die Gewitter von Konvergenzen verursacht wurden und nicht direkt vom MCS ausgelöst wurden, verlagerten sich die Zellen auch nicht, da es kaum Höhenwind gab.
So fielen teils 30-50 Liter Regen und es gab Überflutungen. Auch in Hamm gab es wieder heftige Gewitter und Starkregen. Im Süden der Stadt sind einige Keller vollgelaufen.
Die schwül-warme/heiße Wetterlage hielt weiter an und am 25.08.2023 gab es die nächste Gewitterlage.
Besonders in NRW gab es am 25.08 Vormittags kräftige Gewitter, teils sogar Starkregen und örtlich Überflutungen. Die Gewitter zeichneten sich durch eine sehr dunkle Wolkendecke aus, die optisch schwere Unwetter vermuten lies. Es blieb aber wie schon beschrieben, nur örtlich bei Starkregen.
Der September startete sommerlich heiß und mit einem Hoch wurde es für mehrere Tage auch mal trocken.
Das schwächte sich erst am 10. September wieder ab und am 12./13. 09 gab es in ganz Deutschland eine schwere Gewitterlage.
Bereits in der Nacht zum 12.09 zogen von Frankreich/Benelux kräftige Gewitter in den Westen von NRW, etwa vom Niederrhein bis zum Münsterland und später in den Westen von Niedersachsen bis zur Nordsee.
Zum Vormittag verlagerten sich Schauer und Gewitter etwa vom Ruhrgebiet bis OWL, es gab teils heftigen Starkregen.
Besonders auf einer Linie vom Kreis Unna bis Bielefeld entwickelten sich immer wieder neue kräftige Schauer und Gewitter und es gab Starkregen mit 40-90 l/m² in wenigen Stunden. Zwischen Beckum und Oelde sind sogar 100 l/m² gefallen.
In Hamm gab es erneut vollgelaufene Keller und örtlich wurden Straßen überflutet. Die Ahse führte zudem leichtes Hochwasser. In Hamm Süden gab es größere Überflutungen und die Feuerwehr musste in Süddinker wegen Überflutungen Wasser abpumpen. Zudem gab es kräftige Blitze. So wurden mehrere Häuser von Blitzen getroffen, wie etwa die Stadtbücherei. Dort ging durch den Blitz sogar ein Dachfenster kaputt.
Große Überflutungen gab zwischen dem südlichen Kreis Warendorf und Bielefeld. Die Autobahn A2 stand bei Beckum komplett unter Wasser und war nicht mehr befahrbar.
Bäche sind über die Ufer geschwappt und viele Keller wurden überflutet.
Nachmittags haben sich die Gewitter aufgelöst und es blieb schwülwarm.
In der Nacht zum 13.09 zogen aus Südwesten bzw. von Frankreich/Schweiz neue Gewitter nach Deutschland.
In NRW waren hauptsächlich die Eifel, das Sauerland und OWL betroffen. Hier gab es örtlich wieder Starkregen und vereinzelt Sturmböen. Auch in der Mitte/Osten von Deutschland gab es Unwetter.
In Hamm gab es erneut vereinzelt vollgelaufene Keller im Süden der Stadt, sowie örtlich umgestürzte Bäume.
Im Kreis Soest und OWL gab es oft vollgelaufene Keller und überflutete Straßen.
Am 13.09 war es hinter den Gewittern deutlich kühler, teils gab es immer noch kräftige Schauer.
Am 18.09 zogen nach einem warmen Tag von Westen kräftige Schauer und Gewitter auf. Örtlich gab es Starkregen/Hagel und Sturmböen. Die Schäden hielten sich jedoch in Grenzen.
Bis Ende September blieb es ungewöhnlich warm und der September 2023 war ein neuer Rekord-Monat mit +4k (1961-1990).
Gewitter gab es vor allem noch über dem Süden/Osten.
Im Oktober endete dann die Gewittersaison 2023.
In Deutschland gab es in der Gewittersaison 2023 deutlich mehr Blitze als in den Jahren zuvor.
Und in Hamm war es die stärkste Gewittersaison zusammen mit dem Jahr 2014. Es gab insgesamt 48 Gewitter. Davon 5 mit Starkregen >40 l/m² und große Schäden. Somit sind für Hamm die Jahre 2014 und 2023 die stärksten Gewitterjahre seit 50 Jahren!
Vor allem Starkregen hat in den letzten 10 deutlich zugenommen. Fast jeden Sommer werden in Hamm und Region nun Gewitter mit Regenmengen von >25 l/m² registriert. 2014 waren es insgesamt 4 Starkregen-Unwetter und 2023 sogar 5 Starkregen-Unwetter!
Die stärksten Gewittersaison in Hamm:
- 2014 / 2023 = 48 Gewitter
- 2002 ca. 45 Gewitter
- 1992 / 2003 / 2006 / 2015 / 2020 ca. 35 Gewitter
Durch die Klima-Erwärmung gibt es in den nächsten Jahren ähnliche Starkregen-Unwetter. Es könnte sein, das in Hamm auch mal 50 oder 60 Gewitter in einer Saison stattfinden. Zudem könnten die Rekord-Regenmengen von 2014 und 2023 deutlich übertroffen werden und bei Gewitter 150-200 l/m² Regen möglich.
Moderne Hochwassergebiete an Flüssen und Regen-Rückhaltebecken haben aber schon bei den Gewitter im Sommer 2023 optimale Arbeit geleistet.
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Sturmwetterblog, den 13.03.2024